Am 23. Mai 1863, vor 150 Jahren, wurde in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gegründet, eine der ältesten sozialdemokratischen Parteien überhaupt. Aus dem ADAV ging später die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hervor. Die Forderung „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, die der ADAV aus der Französischen Revolution übernahm, ist auch heute noch aktuell, meint Doris Schröder-Köpf.

Nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 entstanden überall in Europa, so auch in Deutschland, Arbeitervereine. Sie traten ein für die politischen und sozialen Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in einer Gesellschaft, die weitestgehend von Angehörigen des Adels und des Bürgertums gestaltet und beherrscht wurde.

In Deutschland entstand auf Initiative von Ferdinand Lassalle der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV), dessen Gründungsversammlung am 23. Mai 1863 in Leipzig stattfand. Aus dem ADAV und anderen Arbeitervereinen entstand 1869 die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich 1890 in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) umbenannte.

Auch wenn die Programme der SPD wechselten – das jüngste ist das Hamburger Programm von 2007 –, so blieben ihre zentralen Forderungen stets die gleichen. Sie lassen sich zusammenfassen mit den Worten der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, die auch zahlreiche Fahnen von Ortsvereinen des ADAV wie der SPD zier(t)en.

Gerade im Angesicht der Verfolgung – im Kaiserreich, in der nationalsozialistischen wie in der kommunistischen Diktatur – sind Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten für die Freiheit, für Demokratie eingetreten. Am deutlichsten – so findet Doris Schröder-Köpf – formulierte dies der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Otto Wels, der im März 1933, vor 80 Jahren, im Angesicht des nationalsozialistischen Terrors erklärte: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“

In einer Gesellschaft, die weitgehende Freiheiten kennt, wie die unsere in Deutschland, müssen Möglichkeiten eröffnet werden, diese Freiheiten zu nutzen: in der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt, im Beruf, beim Studium. Gleichheit bedeutet für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten deshalb vor allem Chancengleichheit: „Alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, vom sozialen Status, ihrem Alter, müssen die gleichen Möglichkeiten erhalten, sich zu bilden und zu arbeiten“, fordert Doris Schröder-Köpf.

Sie meint weiter: „Brüderlichkeit mag heutzutage ein wenig altmodisch klingen, ist es aber keinesfalls. Wir von der SPD verstehen darunter, für andere Menschen einzustehen, also nicht nur auf die eigenen Interessen zu schauen, sondern sich vor allem für Benachteiligte einzusetzen.“ Brüderlichkeit wird heute vielfach als Solidarität bezeichnet; beides meint: Mehr Wir, weniger Ich.

150 Jahre nach der Gründung der deutschen Sozialdemokratie sind ihre Forderungen immer noch aktuell.