"Keine Frau in Deutschland muss ihr Kind heimlich und alleine zur Welt bringen", betont Bundesfamilienministerin Schwesig. Ein neues Gesetz soll den Spagat schaffen zwischen dem Wunsch der werdenden Mutter nach Anonymität und dem Recht des Kindes auf Kenntnis der eigenen Herkunft.


In Deutschland werden jährlich 20 bis 35 Kinder direkt nach der Geburt ausgesetzt oder getötet. Das geht aus einer Studie des Deutschen Jugendinstituts hervor, die vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben wurde.
Nicht immer können Frauen ihre Schwangerschaft offenbaren. Oft geraten sie dadurch in eine Notsituation. Am 1. Mai tritt das Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt in Kraft. Es soll verzweifelte Schwangere daran hindern, ihr Kind heimlich zu gebären, auszusetzen oder zu töten.

Vertraulich statt anonym
Eine Mutter kann ihr Kind im Krankenhaus gebären, ohne ihren Namen zu nennen. Allein die Beratungsstelle nimmt den richtigen Namen der Frau auf und gibt die Daten verschlossen in einem Umschlag an das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) zur Aufbewahrung.

Auf der anderen Seite soll jedes Kind die Möglichkeit haben, zu erfahren, wo es herkommt. Das ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Deshalb hat das Kind nach 16 Jahren die Möglichkeit, die Personalien seiner Mutter zu erfahren.
In außerordentlich schwerwiegenden Situationen kann die Mutter allerdings auch dann noch die Offenlegung ihrer Identität gegenüber dem Kind verhindern, wenn ihre schutzwürdigen Belange überwiegen.

Lücke im Hilfesystem schließen
Ab 1. Mai können sich Schwangere in Not an eine anonyme, mehrsprachige und rund um die Uhr besetzte Telefonhotline wenden. Sie erhalten eine qualifizierte Erstberatung und werden dann an eine der rund 1.600 Beratungsstellen weitergeleitet, die vor, während und nach der Schwangerschaft persönlich vor Ort beraten.
"Wir wollen erreichen, dass möglichst viele Schwangere den Weg in das zur Verfügung stehende Hilfesystem finden", sagte Schwesig.

Beratungsmöglichkeiten bekannter machen

Durch mehrsprachige Flyer und Bewerbung der Hilfsangebote in Wartezimmern von Arztpraxen soll verstärkt auf das Hilfesystem für Schwangere aufmerksam gemacht werden. Insbesondere Frauen, die ihre Schwangerschaft verheimlichen, sollen ermutigt werden, sich einer Beratungsstelle anzuvertrauen.

Telefon:
Anonyme, mehrsprachige und rund um die Uhr besetzte Telefonhotline für Schwangere in Not: 0800 4040020.

Internet:
www.geburt-vertraulich.de
Dieses Internetangebot wird am 1. Mai freigeschaltet. Ab 1. Oktober steht hier eine Online-Beratung zur Verfügung.